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Lesung im Januar 2018 im Hollager Hof

-makaber und schön, ...wenn die rostroten Herbstastern an geronnenes Blut erinnern!

Winterwetter war zwar nicht angesagt, aber der Wind rüttelte doch manchmal recht heftig an den Fensterläden des Hollager Hofes von 1656. Hausherr Stefan Gutendorf begrüßte die Zuhörer und die Akteure auf der Diele. Gegen 19 Uhr begann die lustig makarbere Krimilesung in Begleitung des Malers und Bänkelsängers Johannes Eidt. Dieser freute sich mit seinem Lied auf die, "die die da sind" und ärgerte sich über die, die fehlten.

Anne Koch-Gosejacob gab dann ihre Geschichten, Gedichte und Erzählungen zum Besten. Mal das Grauen, das jeder kennt, wenn er in tiefer Nacht die Schatten über die Schlafzimmertapete huschen sieht, mal den indirekten Mord der überdrüssigen Ehefrau an den langweiligen Gatten, mal das minutiös geplante Lebensende der Gattin im romantischen Weiher bei der Jagdthütte, getarnt als Kuschel-wochenende.

Das man sich auch von prolligen Mit-Urlaubern im sonnigen Süden durch einen inzinierten Todessturz vom Hotelbalkon entledigen kann, hätte wohl keiner der atemlos lauschenden Zuhörern gedacht. Auch die rostroten Herbstastern, die an geronnenes Blut erinnern und sich hervorragend zur Bepflanzung frischer Grabhügel eignen, durften nicht fehlen.

Zwischen den Erzählungen unterhielt Johannes Eidt die Zuhörer mit selbst geschriebenen Liedern, die ebenfalls in tiefe Abgründe blicken ließen. Als Steuereintreiber ließ er einen steuersündigen "Pflichtigen" über die Klinge springen und der blutige Laie in seiner Arztpraxis hatte unter seinen Händen wahrlich nichts zu lachen.

Nach der Pause, in der man sich mit Rot- und Weißwein stärken und an abgetrennten Fingern laben konnte, die eigenhändig von der Autorin gebacken waren, ging es friedlich, aber mit Gemeinheiten weiter.

Der Gutschein zum 70. Geburtstag für eine Feuerbestattung im Friedwald für den, der schon alles hat, sowie die Weissagung für die friedlichen Glaubensprediger an der Haustür, denen nach einer Tasse Abführtee vorhergesagt werden konnte, sie kämen nicht mehr ganz weit, waren weitere Highlights.

Johannes Eidt sang zur Gitarre entsprechende Lieder. Von einem selbstverliebten, gern gesehenen Cabrio-Fahrer, und auch das Altern kam nicht zu kurz, aber bitte nicht jetzt, sondern später, sowie bei Iris Berben.

Pech hatten alle, die an diesem Mittwoch einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher vorgezogen hatten, denn sie hatten sehr viel verpasst, stellte Stefan Gutendorf zum Schluss fest.

Nachdem die letzten abgetrennten Finger vertilgt waren, machte man sich auf den Heimweg, mach einer vielleicht mit besorgtem Blick um die Hausecken.

 

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2018 "Miranda, die Legende einer Wiedergeburt"
historischer Liebesroman auf Fuerteventura